
Wird zu schnelles Fahren im Winter härter bestraft?
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08.01.2019 15:43
Bei glatten Straßen, schlechter Sicht und Schneetreiben sollten Autofahrer vom Gas gehen. Nicht nur aus Sicherheitsgründen. Wer bei Eis und Schnee geblitzt wird, müsse mit deutlich höheren Bußgeldern und Punkten rechnen. Davor warnt jetzt das Internetportal "Geblitzt.de". Wir haben nachgefragt, was wirklich dran ist.

Bei Eis und Schnee würden für Autofahrer andere Regeln als bei normalen Sichtverhältnissen gelten. Darauf macht aktuell der Betreiber des Internetportals "Geblitzt.de" aufmerksam. So müssten Autofahrer 95 Euro zahlen, wenn sie im Ort mehr als 21 km/h zu schnell fahren. Das seien 15 Euro mehr als bei normalen Sichtverhältnissen. Ab 26 km/h innerorts stiegen die Bußgelder drastisch an. Zudem gebe es einen Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg.
Bei schlechter Sicht noch härtere Strafen
Im Winter greife wetterbedingt noch eine Vorschrift zur Sichtweite, sagt der Düsseldorfer Rechtsanwalt Tom Louven, der für das Onlineportal Autofahrer bei Bußgeldern vertritt:
Bei einer Sichtweite von weniger als 50 Meter durch Nebel, Schneefall oder Regen darf nicht schneller als 50 km/h gefahren werden. Verstöße dagegen führen stets zu einem Bußgeld von 80 Euro und einem Punkt.
Dabei sei egal, wie viel zu schnell der Autofahrer unterwegs sei. Die harte Strafe wird also auch schon fällig, wenn man nur wenige Kilometer zu viel auf dem Tacho hatte.
Was macht "Geblitzt.de?" Das Berliner Legal Tech Unternehmen lässt Bußgeldvorwürfe kostenfrei prüfen. Seit Firmengründung 2013 wurden rund 200.000 Fälle geprüft.
Kein Zuschlag für Winterfahrten
Der ADAC kann die Warnung des Internetportals "Geblitzt.de" nicht nachvollziehen. Sprecher Johannes Boos sagte MDR JUMP:
Die normalen Grenzen, ab denen Punkte oder Fahrverbote drohen, seien im Sommer und Winter für Autofaher immer gleich, sagt der Leipziger Fachanwalt für Verkehrsrecht Jan Vorwerg. Die von "Geblitzt.de" genannte Regel bei maximal 50 Metern Sicht gelte auch im ganzen Jahr. Sie sei aber beim Blitzen im Winter gar nicht relevant. Der Verkehrsrechtsexperte habe in 20 Jahren Arbeit noch keinen solchen Fall gehabt:
Bessere Chancen, Bußgelder abzuwenden?
Eis und Schnee im Winter machten aber nicht nur Autofahrern sondern auch den Blitzern Probleme, sagt Jan Ginhold, Geschäftsführer der Coduka GmbH, die "Geblitzt.de" betreibt:
In solchen Fällen sei es für Autofahrer besonders sinnvoll, Anhörungsbogen oder Bußgeldbescheide von der Internetseite prüfen zu lassen. Dazu heißt es vom Dresdner Ordnungsamt auf MDR-Nachfrage, Schneefall könne tatsächlich die Bildqualität beim Blitzen verschlechtern. Die niedrigen Temperaturen haben laut Polizei Leipzig aber keinen Einfluss auf die Messgeräte. Bei Kälte könnten höchstens die Akkus in den Geräten schneller schlapp machen. Dann könne eben nicht so lang wie sonst kontrolliert werden.
Fuß vom Gas!
In einem Punkt sind sich aber alle Experten einig: Bei Schnee- und Eisglätte sollten Autofahrer immer vorsichtig fahren und ihre Geschwindigkeit entsprechend anpassen. Im Winter gelten aber tatsächlich einige Sonderregeln im Straßenverkehr, die man kennen sollte. Sonst kann es teuer werden. Die Regeln haben wir hier zusammengestellt:
Dieses Thema im Programm Die MDR JUMP Feierabendshow | 08. Januar 2019 | 17:10 Uhr