Wein aus dem Supermarkt: Woran man einen guten Tropfen erkennt
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Statistisch gesehen trinkt jeder Deutsche im Jahr ungefähr 20 Liter Wein, etwa drei Viertel davon werden in Supermärkten und Discountern gekauft. Meist zu sehr günstigen Preisen. Ist dieser Wein trotzdem gut?
Wie sich der Weinpreis zusammen setzt
Herkunft, Erzeuger, Rebsorte, Jahrgang, Alter – all diese Komponenten haben einen Einfluss auf den Preis eines Weins. Hochpreisige Weine kommen daher oft aus besonders guten Weinregionen, von ausgezeichneten Winzern, wurden aus erlesenen Trauben gepresst und in einem Spitzenweinjahr gekeltert und vielleicht noch, zumindest bei Rotwein, einige Jährchen gelagert. Insofern kann man schon sagen: Ein teurer Wein muss, zumindest formal gesehen, ein guter Tropfen sein. Auf den eigentlichen Weinpreis kommen noch Mehrwertsteuer, Verpackungskosten und die Gewinnmarge des Handels drauf.
Wie der Wein für den Discounter entsteht
Hinter den Discounter-Weinen stecken großen Kellereien mit teils dreistelligen Millionenumsätzen, in denen die Weinherstellung Massenabfertigung ist. In Stahltanks wird der Wein binnen eines Monats vergoren und anschließend über automatisierte Produktionsstraßen abgefüllt. Was unromantisch klingt, ist gar nicht anders zu realisieren: Discounter-Preise sind nur dann möglich, wenn große Mengen an Wein aufgekauft werden. Diese großen Mengen können kleine Weingüter gar nicht herstellen und in garantierter Stückzahl bei gleichbleibender Qualität über lange Zeit anbieten. Daher müssen die Supermärkte mit großen Kellereien zusammen arbeiten.
Wie schmeckt der Wein aus dem Discounter?
Einen ausgefeilten, individuellen und charaktervollen Spitzenwein kann man für weniger als fünf Euro freilich nicht erwarten, dennoch: Ob ein Wein schmeckt oder nicht, ist eine höchst subjektive Einschätzung und viele finden die Tropfen aus dem Discounter völlig in Ordnung. In Blindverkostungen schneiden die Discounter-Weine selbst bei Sommeliers, also Weinkennern, regelmäßig ganz gut ab. Die Qualität der Weine ist über die Jahre auch deshalb gestiegen, weil die Supermarktketten eigene Standards setzen und Qualitätskontrollen machen.
Wie finde ich einen guten Wein beim Discounter?
- Der Preis
Weinkenner sagen: ein guter Wein aus dem Supermarkt sollte mindestens 5 Euro kosten. Darunter wird es sehr schwierig. Manchmal kann man zwar ein Schnäppchen machen, aber meist werden bei sehr günstigem Wein alle Trauben verwendet, auch die mit schlechter Qualität. Stutzig werden sollte man bei Wein, der angeblich fünf Jahre im Eichenfass gelagert wurde und nur 3 Euro kostet.
- Jahrgang beachten und lieber junge Weine kaufen
Wein aus dem Supermarkt ist nichts für lange Aufbewahrung, sondern eher dafür gemacht, schnell getrunken zu werden. Denn die Lagerung im Supermarkt ist nicht optimal. Die Flaschen stehen, obwohl gerade Flaschen mit Korkverschluss liegen sollten. Hinzu kommen die zu hohen Temperaturen im Supermarkt. Wein sollte idealerweise bei 12 – 13 Grad gelagert werden. Die Folge: der Wein altert schneller und schmeckt irgendwann nicht mehr. Die Jahreszahl auf dem Etikett benennt das Erntejahr und kann ein Hinweis auf höhere Güte sein. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man weiß, welche Jahre als gute Weinjahre gelten.
- Vor Ort: Das Etikett studieren
Hat ein Wein ein Gütesiegel oder eine Auszeichnung, kann das ein Indiz dafür sein, dass der Wein tatsächlich zu den besseren gehört. Zu den angesehenen deutschen Auszeichnungen zählen zum Beispiel die der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Generell sollte man sich jedoch informieren, ob abgedruckte Siegel oder Auszeichnungen auch tatsächlich vertrauenswürdig sind und nicht nur ein Werbeinstrument. Auf dem Etikett ist auch die Region zu finden, in der der Wein angebaut wurde. Wenn dort nur das Erzeugerland steht, sind keine geschmacklichen Höhepunkte zu erwarten. Je genauer die regionale Herkunft bezeichnet ist, desto höher sind die Anforderungen an die Qualität.
- Kein Hinweis auf die Qualität: Der Verschluss
Ob die Flasche mit einem Schraubverschluss oder mit einem Korken versehen ist, sagt nichts über die Qualität des Weines aus. Selbst die besten Winzer arbeiten heute mit Schraubverschlüssen, weil sie für gleichbleibende Qualität des Weins sorgen und das ungewünschte „Korken“ des Weines ausbleibt.
- Zu Hause: Sehen, riechen, schmecken
Wenn der Wein einmal geöffnet ist, zeigen Farbe und Geruch, womit man es zu tun hat: Je dunkler, desto kräftiger; je heller, desto leichter ist der Wein. Schwenkt man den Wein im Glas und es bilden sich Schlieren beim Herunterlaufen, spricht das für eine gute Qualität des Weins. Die Aromen des Weins sollten möglichst lang in der Nase zurück bleiben, denn das macht einen hochwertigen Wein aus. Auch beim Kosten gilt: Je länger der Wein auf der Zunge bleibt, desto besser ist er. Und hier zeigt sich dann auch, ob der Wein eine gute Wahl war oder doch eine Fehlinvestition. Der Tropfen kann in der Theorie noch so gut sein, wenn er nicht schmeckt und zum Beispiel als zu sauer empfunden wird, dann ist er einfach nicht der richtige. Ansonsten: Merken und wieder kaufen.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 18. September 2020 | 10:45 Uhr