Mindesthaltbarkeit kontra Verbrauchsdatum - Wie lange halten Lebensmittel?
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Pro Jahr schmeißen wir rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weg. Ein Grund: Wir können zwischen Mindesthaltbarkeit und Verbrauchsdatum nicht unterscheiden. Was bedeuten die Begriffe und wie kaufst du nachhaltig ein?
So verderben Lebensmittel
Sobald ein Lebensmittel gewachsen ist oder hergestellt wurde, arbeiten Bakterien, Schimmelpilze oder Hefen an der Zersetzung. Aber auch Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit führen dazu, dass Gemüse verfault, Brot hart und Öl ranzig wird. Mit unseren Sinnen können wir bei vielen Lebensmitteln per Sicht, Geruch oder Geschmack herausfinden, ob sie noch genießbar sind. Aber: Je höher ein Lebensmittel verarbeitet ist, umso schwerer kommen unsere Sinne zurecht. Das gilt besonders für verpackte gekühlte Fertiggerichte, da versagen unsere Sinne selbst bei verfaulten Produkten. Und dann können Bakterien und Co. und besonders ihre giftigen Abbauprodukte uns ernsthaft krank machen.
Mindesthaltbarkeit –Verbrauchsdatum, was ist der Unterschied?
Deshalb sind Angaben wie das Mindesthaltbarkeitsdatum oder das Verbrauchsdatum wichtig für eine bedenkenlos gesunde Ernährung.
Dabei sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum (MDH), dass ein Lebensmittel bei richtiger Lagerung seine vollen Nahrungs- und Geschmackseigenschaften mindestens bis zum angegebenen Zeitpunkt behält. Darüber hinaus ist es aber oft noch lange genießbar.
Das gilt bei Mehl und Müsli bis zu mehreren Monaten, aber auch Milchprodukte können über das MDH noch lange bedenkenlos genossen werden. Bei Verbrauchsdatum (zu verbrauchen bis…) musst du dich tatsächlich an das angegebene Datum halten und ab da das Lebensmittel keines Falls mehr verzehren. Das gilt vor allem für Produkte, auf denen sich Keime und Bakterien sehr schnell vermehren, wie Fleisch, Fisch oder auch Eierspeisen.
Wie du überprüfst, ob ein Lebensmittel noch gesund ist
Deine Sinne helfen zu entscheiden: Ist etwas noch genießbar oder nicht. Zunächst Augen und Nase: Schimmel oder Verfärbungen siehst du in der Regel, auch saurer Geruch warnt, dass etwas verdorben ist. Ein Schluck saure Milch kann aufklären und ist nicht schädlich. Aber solltest du nicht sicher sein, dann koste auf keine Fall bedenkliche Lebensmittel wie rohes Hackfleisch oder Fisch. Im Zweifelsfall wirf solche Produkte lieber weg. Wichtig bei Fisch: Tatsächlich kann dein Körper je nach Befinden und Tagesform unterschiedlich auf die gleiche Frische reagieren. Hast du bei einem vermeintlich frischen Fischprodukt ein komisches Gefühl oder Zweifel, dann lass es an diesem Tag, dann verträgst du es nämlich nicht. Angeschimmelte Produkte gehören auf jeden Fall in den Müll. Schimmel abschneiden hilft nicht, oft ist der Pilz im Produkt schon weiter verbreitet, als von außen zu sehen. Schimmel kann auch in kleinen Mengen schon sehr gefährlich sein.
Wo ein Datum drauf muss und wo nicht?
Nahezu ewig haltende Nahrungsmittel wie Salz, Essig oder Zucker brauchen kein MHD. Unsere Expertin zu weiteren Produkten:
Frisches Obst und Gemüse oder auch Backwaren und die Bratwurst am Stand brauchen kein Mindesthaltbarkeitsdatum oder ähnliches. Sie sind ja zum alsbaldigen Verzehr bestimmt.
Grundsätzlich gilt: Alles was nicht verpackt ist, muss nicht gekennzeichnet werden. Aber auch der fertige gemischte Salat vom Obsthändler muss nicht mit einem Verbrauchsdatum versehen werden, wenn klar ist, dass er zum baldigen Verzehr gedacht ist. Nicht zu verwechseln mit einem Mischsalat in der Tüte aus der Kühltheke. Anders verhält sich das auch bei verpackten Keksen an der Bäckertheke. Dazu nochmal unsere Expertin:
Bekommen Sie die Kekse nach ihren Wünschen in die Papiertüte braucht es kein Datum. Kaufen Sie aber die gleichen Kekse vorverpackt im Plastebecher, sollte da ein Datum drauf stehen.
Produkte die leicht verderblich und ab einem bestimmten Zeitpunkt gesundheitlich bedenklich sind, brauchen ein Verfallsdatum.
Bis wann ein Produkt verkauft werden darf
Auch nach Ablauf des MHD dürfen Händler noch Produkte verkaufen, stehen dann rechtlich aber für eventuelle gesundheitliche Schäden der Kunden gerade.
Wann du ein Recht auf Reklamation hast
Immer wenn ein Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum vor seiner Zeit nicht mehr genießbar ist, hast du theoretisch ein Recht auf Umtausch oder Erstattung des Kaufpreises. Allerdings brauchst du dafür einen Kassenbon oder wenigstens eine Person, die den Kauf glaubhaft bestätigen kann. Achtung: In der aktuellen Corona-Krise horten manche Leute immer noch Lebensmittel wie Reis, Mehl oder Nudeln. Vieles davon ist auch sehr lange haltbar. Hast du nun so ein Produkt schon ein paar Wochen zu Hause und entdeckst erst dann Schimmel oder Schädlinge, hast du schlechte Karten.
Jeder Händler kann sich dann in der Regel darauf berufen, dass das Lebensmittel falsch transportiert oder gelagert wurde.
Kleiner Tipp: Lebensmittel halten am besten, wenn du sie richtig lagerst, im Kühlschrank an der richtigen Stelle verstaust oder sie extra in Dosen oder Beutel verpackst.
Wie du Lebensmittel sinnvoll weitegeben kannst
Hast du zu viele Lebensmittel eingekauft oder wurde die Party abgesagt, dann kannst du viele Produkte über Plattformen wie www.foodsharing.de abgeben. Dankbare Abnehmer für Übermengen sind auch die Tafeln in den Gemeinden.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 09. Juni 2020 | 10:45 Uhr