Was ist der ideale Grillanzünder?
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Fleisch, Fisch, Gemüse, Käse, Obst, diese und noch einige andere Leckereien kommen gerade jetzt im Sommer auf den Grill. Aber dazu muss der Grill erst mal ordentlich angezündet werden. Manch einer schießt dabei allerdings über das Ziel hinaus. Da wird die Grillparty schnell zur gefährlichen Feuerprobe. Wie du deinen Grill richtig und sicher anbekommst, das klären wir jetzt.
So auf keinen Fall
Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass ein Grill nicht mit leicht entzündlichen Stoffen, wie Benzin oder Spiritus angezündet wird. Trotzdem passieren jedes Jahr noch hunderte Unfälle mit schweren Brandverletzungen, weil einige die Gefahr unterschätzen. Diese Brandbeschleuniger aber verdampfen schon bei sehr niedrigen Temperaturen und bilden über dem Grill ein Gas-Luft-Gemisch. Das ist hochexplosiv und kann sich im Bruchteil einer Sekunde komplett entzünden. Das Problem: Du siehst dieses Gas-Gemisch nicht und stehst möglicherweise komplett drinnen, wenn du die Kohle entzünden willst. Also gilt, bespritze niemals deinen Grill mit solchen Stoffen, egal ob zur Vorbereitung der Kohle oder zum Beschleunigen der Verbrennung. Auch das Einlegen von Holzkohle und Grillbriketts über Nacht in Spiritus und Co. ist genauso gefährlich und ein absolutes No-Go.
Es kommt auf den Grill an
Im Handel bekommst du verschiedene Grillanzünder: fest, flüssig oder als Gel. Neben Anzündwürfeln aus Paraffin, gibt es Würfel aus getränkten Spänen und aus Holzwolle. Für unseren Experten Nick Polzin von der Grillakademie Magdeburg ist das aber nicht das entscheidende Kriterium:
Es kommt viel mehr darauf an, was für einen Grill Sie haben. Bei einem Trichtergrill mit Aschekasten und langem Zug reicht es schon, wenn Sie ein bisschen Papier mit ein paar Stückchen Anzündholz bedecken. Darauf die Kohle, dann brennen Sie das an und lassen es ganz in Ruhe durchziehen.
Der Kamineffekt des Grills sorgt für genügend Luft, um die Kohle zum glühen zu bringen. Anders sieht das bei Grills aus, die ein flaches Kohlefach mit seitlicher Belüftung haben. Hier empfiehlt Grillexperte Nick Polzin:
Häufen Sie die Kohle oder die Grillbriketts am besten zu einer Pyramide. Dort kommen die Grillanzünder rein und dann nutzen Sie durch die Pyramidenform den Kamineffekt, warme Luft steigt nach oben und saugt unten kalte Luft an. Das fördert die Verbrennung.
Glüht dann die Kohle schön gleichmäßig mit einer leichten weißen Ascheschicht, kannst du sie im Grill verteilen und grillen.
Der elektrische Grillanzünder
Das Gerät sieht aus, wie ein breitgeklopfter Tauchsieder und gibt´s im Handel ab etwa 10 Euro.
Damit bringen Sie ihre Kohle wirklich entspannt zum Glühen. Sie stecken den Anzünder einfach in die Kohle, schalten an, warten 20 Minuten und schon haben Sie eine schöne gleichmäßige Glut.
Nachteil: Du brauchst einen Stromanschluss in der Nähe.
Der Anzündkamin
Damit erhältst du die perfekte Glut. Große Luftlöcher und ein Zwischenboden im Kamin sorgen dafür, dass die oben eingefüllte Kohle durch den unten eingelegten Grillanzünder schnell erhitzt und durch reichlich Sauerstoff zum Glühen gebracht wird. Die Glut füllst du dann in den eigentlichen Grill um. Vergiss dabei nie Grillhandschuhe und beachte die Windrichtung, damit du nicht von heißen Funken getroffen wirst. Ein qualitativ guter Anzündkamin ist für rund 20 Euro zu haben.
Lötlampe und Gasbrenner
Mit diesen Geräten lässt sich reichlich Eindruck schinden. Nichts bringt die Kohle schneller zum Brennen oder Glühen. Allerdings schränkt unser Experte ein:
Das ist wirklich nur was für Leute, die damit umgehen können. Sie müssen den Wind beachten und brauchen auch ordentlich Platz. Also nichts für den Balkon oder die kleine Terrasse.
Hinzu kommt, dass die Kohle zwar schnell von außen brennt und glüht.
Aber bis die richtig durchgeglüht ist, vergehen auch gute 20 Minuten. Wirklich Zeit sparen sie damit also nicht ein.
Da muss Luft ran
Verbrennungsvorgänge brauchen Sauerstoff. Also wird an manchen Grills gepustet, gewedelt oder gar geföhnt, was das Zeug hält. Unser Experte meint dazu:
Das ist eigentlich überflüssig. Dieses Gepuste führt meistens nur dazu, dass sie hier und da ein richtiges Glutnest haben. Da ist die Kohle also schon durch. An anderen Stellen ist hingegen noch gar nichts passiert.
Keine guten Voraussetzungen für eine gleichmäßige Hitzeverteilung. Gleiches gilt auch für das Anzünden mit oben erwähnten Lötlampen oder Gasbrennern.
Nimm dir einfach Zeit
Das ist wohl der größte Fehler beim Anzünden des Grills:
Die Leute nehmen sich einfach nicht genug Zeit. Um eine gute Glut hinzubekommen, sollten Sie schon rund 20 Minuten einplanen. Ganz egal, wie Sie den Grill anzünden.
Dass es schnell gehen muss, ist auch der häufigste Grund für schlimme Brandunfälle. Rechne für die Grillparty eine halbe Stunde mehr ein, um den Grill in Ruhe zu entzünden. Dann genießet du auch viel entspannter dein Essen.
Holzkohle oder Grillbriketts
Das ist keine Geschmackssache, denn die Art der Kohle hat keinen Einfluss auf das Grillgut. Grillbriketts brauchen länger, um zu glühen, dafür halten sie dann aber auch die Wärme deutlich länger. Einen kleinen Nachteil beschreibt unser Experte so:
Diese Briketts sind ja Kohlenstaub, der mit einem Eiweißkleber gebunden wird. Und dieses Eiweiß verbrennt ganz am Anfang, weshalb es hier eine leichte Rauchentwicklung gibt. Damit könnten Sie unter Umständen den Nachbarn nerven.
Holzkohle hat eine wesentlich größere Oberfläche als Briketts und brennt deshalb auch schneller an und durch.
Nie löschen
Sind alle Leckereien durchgegrillt, dann lass die Glut in Ruhe. Nach 24 Stunden kannst du die Asche entsorgen.
Achtung Gasgrill
Die oberste Regel beim Anzünden lautet hier:
Deckel auflassen, sonst kann es passieren, dass Gas ausströmt, ohne dass Sie die Flamme entzündet haben. Und wenn Sie das dann erst nach einer Weile tun, kann es ordentlich unter dem Deckel krachen.
Also schau immer genau nach und halte dich beim Gasgrill ansonsten exakt an die Gebrauchsanleitung.
Allgemeine Regeln
Grillen bedeutet meistens Umgang mit offenem Feuer und das oft im Freien. Beachte deshalb immer auch folgende Tipps:
- Kinder haben nichts am Grill zu suchen, behalte auch nach dem Grillen alles im Auge, bis du wirklich sicher bist, dass die Glut kalt ist.
- Stelle den Grill immer auf einen festen, ebenen Untergrund.
- Halte mit dem Grill möglichst Abstand von der Partygesellschaft, Autos, Gebäuden oder Pflanzen.
- Halte Feuerlöscher und/oder einen Wassereimer bereit.
- Schütze dich als Grillmeister mit Grillhandschuhen und einer Grillschürze vor Fettspritzern und Funkenflug.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 19. Juni 2020 | 10:45 Uhr