Wird Milch bei Gewitter sauer?
Hauptinhalt
Wird man direkt oder indirekt vom Blitz getroffen, können die Verletzungen lebensbedrohlich sein. Im Durchschnitt werden in Deutschland pro Jahr ca. 110 Menschen bei Blitzunfällen verletzt. Deshalb ist richtiges Verhalten bei Gewitter das A und O.
Viele vermeintlich gute Ratschläge halten sich hartnäckig bis heute: Lebt man gefährlich, wenn man bei Gewitter duscht oder abwäscht? Schlägt der Blitz nie ein zweites Mal in ein und dieselbe Stelle? Was an den Mythen rund ums Gewitter wirklich dran ist, das klären wir jetzt.
Mythos 1: Duschen oder Abwaschen bei Gewitter ist gefährlich
In einem Haus ohne Blitzschutzsystem sollte weder gebadet noch geduscht oder abgewaschen werden. Der Grund sind die metallenen Leitungen, die von außen ins Haus führen wie Wasser-, Gas-, Strom- und Telefonleitung, sowie Fernwärmeversorgung und Antennenkabel. Schlägt ein Blitz in der Nähe eines Hauses in die Erde ein, kann die Überspannung durch die metallene Wasserleitung bis zum eigenen Wasserhahn übertragen werden. Eine Gefahr besteht aber nur, wenn man in dem Moment auch die Hand am Wasserhahn hat. Duschen an sich ist weniger gefährlich. Wasser leitet zwar auch Strom, der Widerstand ist aber deutlich höher als bei Metall. Aber Die meisten Häuser haben ein ordentliches Blitzableiter-System. Dann ist das Duschen während eines Gewitters tatsächlich ungefährlich.
Mythos 2: Schwimmen ist lebensgefährlich
Das stimmt! Schwimmen bei Gewitter ist tatsächlich lebensgefährlich. Zum einen breitet sich ein Blitz im Wasser ziemlich weit aus, zum anderen liegen wir beim Schwimmen lang ausgestreckt im Wasser. Das kann dazu führen, dass der komplette Körper die Wirkung des Blitzes abbekommt. Infolge kann das Herz einen Stillstand erleiden. Deshalb gilt: Wer beim Baden im See von einem Gewitter überrascht wird, sollte so schnell wie möglich aus dem Wasser kommen.
Mythos 3: Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen
Das ist eine uralte Bauernregel und – falsch! Dem Blitz ist es egal ob er in eine Eiche, Buche oder Kiefer einschlägt. Deshalb gilt bei einem Gewitter: Mindestens 10 Meter Abstand zu allen Bäumen halten. Wer bei einem Spaziergang oder einer Wanderung von einem Gewitter überrascht wird, der sollt sich eine Mulde suchen und in die Knie oder Hocke gehen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Den Kopf mit den Händen schützen.
Mythos 4: Im Auto ist man sicher, im Cabrio dagegen nicht
Autos bieten einen sicheren Schutz vor Blitzen, denn die Metallkarosserie bildet einen Faradayschen Käfig und leitet Blitze weiter. Das Innere bleibt also frei von elektrischen Spannungen. Bei Gewitter sollte man nur die Fenster schließen und keine Metallteile anfassen. In einem Cabrio hat man diesen Schutz nicht. Da der faradayische Käfig nicht komplett ist. Laborversuche haben allerdings gezeigt, dass man auch in einem Auto mit klappbarem Dach einen Blitzeinschlag wahrscheinlich überlebt.
Mythos 5: Handys, MP3-Player und Schmuck ziehen Blitze an
Das stimmt nicht. Weder Handy noch Mp3 Player oder Schmuck am Körper ziehen Blitze an. Man sollte sich jedoch nicht auf der Suche nach einem guten Funknetz mit Handy am ausgestreckten Arm ins Gewitter stellen. Dann ist man ein erhöhter Punkt und gefährdet. Wird man vom Blitz getroffen, dann können Metallgegenstände am Körper Verbrennungen verursachen.
Mythos 6: Ein Blitz schlägt niemals an der gleichen Stelle ein
Auf diese vermeintliche Weisheit sollte man sich besser nicht verlassen. In den USA wurden Blitzlabore extra in Wolkenkratzern untergebracht, weil diese oft vom Blitz getroffen werden. Gleiches gilt für bestimmt erhöhte Punkt auch in der freien Natur.
Mythos 7: Bei Gewitter wird Milch sauer
Milch kann bei gewittrigem Wetter tatsächlich sauer werden, wenn sie nicht im Kühlschrank steht. Das liegt aber nicht an irgendwelchen Strahlungen oder am Gewitter selbst, sondern an den Begleiterscheinungen, wie etwa feuchte und warme Luft, in der sich Säurebakterien gut vermehren.
Mythos 8: Wenn es noch nicht regnet, ist man vor Blitzen sicher
Es gibt Wolkenformationen, bei denen Blitze auch am Rand auftreten. Teilweise mehr als 20 km von der eigentlichen Gewitterzelle entfernt. Weil Gewitter in großen Höhen entstehen und Blitze schräg verlaufen können, kann man folglich auch noch Kilometer vor der Regenfront getroffen werden.
Mythos 9: Wenn man die Zeit zwischen Blitz und Donner zählt, kann man die Entfernung des Gewitters bestimmen
Diese Regel lernen schon Kinder: Nach dem Aufblitzen bis zum Rumpeln zählen und dann das Ganze durch drei teilen – so viele Kilometer ist das Gewitter noch entfernt. Tatsächlich sieht man den Blitz wegen der Lichtgeschwindigkeit fast ohne Verzögerung. Der Schall ist mit 300 Meter pro Sekunde unterwegs. Kritisch kann es werden, wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 15 Sekunden liegen. Allerdings sollte man sich auf die Faustregel nicht allzu sehr verlassen. Es kann durchaus auch sein, dass man Blitze nicht sieht oder Donner bei rauschendem Regen nicht mitbekommt.
Mythos 10: Sport ist Mord – erst recht bei Gewitter
Da ist etwas dran. Gerade Golfer und Fußballer stehen als erhöhte Punkte auf freier Fläche und werden laut Statistik öfter vom Blitz getroffen, als alle anderen Sportler. Und auch Taucher können sich tief im Wasser nicht sicher fühlen, da die elektrische Ladung des Blitzes radial, also in alle Richtungen ausbreitet
Dieses Thema im Programm MDR JUMP bei der Arbeit | 23. Juli 2020 | 10:45 Uhr