Mögliches Ende der Mundschutzpflicht in Sachsen: Wirklich eine gute Idee?
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Weil sich im Sommer viele Menschen im Freien aufhalten, könnte die Maskenpflicht gelockert werden. Darüber will Sachsen Ende Juni beraten.

An den ersten heißen Tagen im Juni haben es viele gemerkt: Bei Hitze ist der Mund-Nasen-Schutz eine echte Belastung. Besonders hinter Masken aus dichterem Stoff staut sich die Luft zusätzlich. Für die heißen Monate plant Sachsen zumindest teilweise Lockerungen.
Beim Einkaufen weglassen, im Nahverkehr aufsetzen
Weil sich die Menschen in den Sommermonaten viel draußen aufhalten, könnten auch die Auflagen zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gelockert werden. Das sagte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) dem MDR. Die Landesregierung will darüber am 30. Juni beraten und die aktuell geltenden Regeln überarbeiten. Nachgedacht werde etwa über eine Lockerung der Maskenpflicht beim Einkaufen, sagte Petra Köpping am Dienstag:
Wir haben das diskutiert, sind aber vorsichtig.
Die Entscheidung für eine Lockerung hänge aber auch von einer Einigung im Bund ab, so Köpping. In Bussen und Bahnen soll die Maskenpflicht in Sachsen weiter bestehen bleiben. Auch beim Mindestabstand will der Freistaat bei den bisherigen Regeln bleiben.
Experten teilen Köppings Einschätzung
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping begründet die Überlegungen zu möglichen Lockerungen bei der Maskenpflicht mit den guten Entwicklungen bei den Infektionszahlen. Zuletzt hatten sich laut Gesundheitsministerium 5.343 Menschen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Damit gab es nur einen Fall mehr als am Vortag. Bei solchen, positiven Entwicklungen in einem Bundesland könne man durchaus über Lockerungen in bestimmten Bereichen nachdenken, so Prof. Alexander Kekulé. Der Virologe an der Uniklinik Halle sagte MDR JUMP:
Auch über eine Lockerung der Maskenpflicht in Friseurgeschäften könne man nachdenken. Dort sei die Infektionsgefahr nicht so groß und eine mögliche Ansteckung auch nachvollziehbar. In Flugzeugen, in Straßenbahnen, Zügen oder Bussen dagegen brauche man den Mund-Nasen-Schutz weiter.
Im Moment gibt es ja die Entwicklung, dass wir vor allem auf die Superspreading-Ereignisse achten müssen. Also auf Situationen, wo Menschen in geschlossenen Räumen sind und wo die Luft steht. Und wo ein Einzelner auch über größere Distanzen andere infizieren kann.
Gerade in solchen Situationen schütze einzig eine Maske. Auch der Virologe Prof. Dr. Uwe G. Liebert vom Uniklinikum Leipzig kann sich vorstellen, die Maskenpflicht in bestimmten Bereichen zu lockern, etwa in der Gastronomie:
Zur Maskenpflicht beim Einkauf oder beim Besuch öffentlicher Einrichtungen habe er sich keine abschließende Meinung gebildet, so der Virologe. Zudem sei derzeit noch offen, wie genau Sachsen die Maskenpflicht regeln will.
Soll die Maskenpflicht zum 30. Juni gelockert werden?
Diese Frage wird in einer Umfrage auf dem MDR JUMP-Facebook-Profil heftig diskutiert. Viele begrüßen eine Lockerung, andere würde die Maskenpflicht gern so weiter beibehalten wie bisher.
Einige Nutzer weisen auch darauf hin: Ärzte und Pfleger tragen seit Monaten professionellen Mund-Nasen-Schutz, um sich andere zu schützen. Von dieser Berufsgruppe höre man aktuell aber keine Beschwerden.
Der Beitrag wurde mit Material von dpa erstellt.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP - Die Themen des Tages | 16. Juni 2020 | 19:40 Uhr