Wie gefährlich ist 3D-Ultraschall für Babys?
Hauptinhalt
30.01.2019 | 16:46 Uhr
Das bei Eltern extrem beliebte "Baby-TV" wird ab 2021 verboten. Nur für notwendige Untersuchungen dürfen Ärzte weiter 3D-Ultraschall einsetzen. Das Umweltministerium fürchtet Nebenwirkungen für das werdende Kind, Ärzte sehen keine Hinweise auf Risiken, Eltern sind verunsichert.

Für werdende Eltern ist es ein sehr emotionaler und spannender Moment: Dank moderner 3D-Ultraschall-Geräte sehen sie auf Fotos und Videos ganz genau, wie das Ungeborene im Bauch aussieht. Das so genannte Babyfernsehen müssen Schwangere zwar selbst bezahlen: Zwischen 50 und 150 Euro kann der 3D-Ultraschall als sogenannte IGeL-Leistung kosten. Viele werdende Eltern zahlen das aber gern. Schließlich freuen sich auch die großen Geschwister oder die werdenden Großeltern meist riesig über die ersten Schnappschüsse vom Baby im Bauch. Ab dem 1.1.2021 soll aber Schluss sein mit dem Baby-TV und damit Erinnerungsfotos in 3D und kleinen Filmen für die Familie.
Was bleibt auch nach 2021 erlaubt?
In einem offiziellen Statement vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit heißt es:
Nach der am 31. Dezember 2018 in Kraft getretenen Modernisierung des Strahlenschutzrechtes durch die 'Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen' sind Untersuchungen, die nicht der Diagnostik dienen, also nicht durchgeführt werden, um medizinische Fragestellungen zu beantworten, künftig verboten.
Medizinisch notwendige Untersuchungen mit dem 3D-Ultraschall sind also weiter erlaubt. Die seien für Ärzte auch wichtig, sagte Prof. Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BvF) gegenüber MDR JUMP:
Wenn man zum Beispiel das Herz untersucht beim Baby, den Kopfumfang misst oder die Gehirnstrukturen sehen will, dann braucht man häufiger auch die Ultraschall-Bilder in 3D oder die Videos in 4D. Manches davon kann man auf den zweidimensionalen Bildern nicht sehen.
Das werde gemacht, wenn beim Kind eine Schädigung oder Fehlbildung vermutet wird. Das kann beispielsweise ein Herzfehler sein.
Wie gefährlich ist 3D-Ultraschall für Ungeborene?
Aktuell gibt es laut BvF-Präsident Albring keine Nachweise dafür, dass 3D-Ultraschall für das Ungeborene schädlich sein kann. Das zeige auch der aktuelle IGeL-Monitor der Krankenkassen. Auch die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) weisen Kritik an der Untersuchungsmethode zurück. DEGUM-Vizepräsident PD Dr. med. Kai-Sven Heling sagt:
Trotz jahrzehntelanger intensivster Forschungsarbeit gibt es nach wie vor keine Studienergebnisse, die darauf hindeuten, dass Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft irgendeine Gesundheitsbelastung für das ungeborene Kind darstellen.
Bei den Untersuchungen durch Ärzte werde das Baby nur sehr selten überhaupt von den Schallsignalen erfasst.
Warum werden unnötige Untersuchungen trotzdem verboten?
Vereinfacht gesagt will das Bundesumweltministerium auf Nummer sicher gehen. Die Untersuchungsgeräte liefern zunehmend bessere Bilder aus dem Bauch von Schwangeren und setzen dafür auch stärkere Schallwellen ein. Das könnte für das Baby im Bauch irgendwann auch eine Belastung sein, sagt Prof. Dr. Albring:
Hoch energetische Schallwellen sind wärmeauslösend. Das könnte zu Veränderungen an Zellen im Gehirn oder anderen empfindlichen Organen des Ungeborenen führen. Etwa im Bereich der Knochensubstanz. Die absorbieren eher solche Schallwellen absorbiert als Weichteil-Gewebe.
Der BfV-Präsident sieht das Verbot positiv. Die Frauenärzte seien bisher schon dagegen gewesen, dass werdenden Eltern sehr viele 3D-Untersuchungen angeboten würden. Die werden auch von nicht-medizinischen Anbietern gemacht, die mit "Bauchkino" oder ähnlichen Bezeichnungen werben. Zudem könne man auf den Fotos oder Videos nur selten das Ungeborene richtig sehen.
Dazu muss das Kind optimal liegen. Wenn es aber etwa mit dem Gesicht nach unten liegt – dann sind solche Dinge wie Nase, Augen, Ohren nicht so gut gesehen. Und wenn man dann so lange rummacht, bis sich das Kind dreht, dann wäre das eine Schallwellen-Exposition, die aus medizinischer Sicht nicht ideal ist.
Andererseits spreche nichts dagegen, dass Eltern bei medizinisch notwendigen 3D-Untersuchungen die Fotos und Video mit sehen oder auf dem Handy mitfilmen. Eltern sollten sich daher auch von der aktuellen Diskussion um das Verbot nicht verunsichern lassen. Vom Sächsischen Hebammenverband kommt auf MDR-Anfrage Lob für die Ministeriums-Entscheidung. Eltern müssten sich nicht alles Bildmaterial bestätigen lassen, sondern sollten einfach in freudiger Erwartung sein.
Mehrheit der Kommentare für 3D-Untersuchungen
Viele MDR JUMP-Hörer waren sichtlich verunsichert von dem Verbot für unnötige Ultraschalluntersuchungen. Häufig wurde die Frage nach möglichen Risiken gestellt. Das kommende Verbot für unnötige 3D-Ultraschall-Untersuchungen wurde in vielen Kommentaren kritisiert. Einige Mütter und Väter finden aber reines Babyfernsehen als Unterhaltung für die Eltern überflüssig.
Dieses Thema im Programm MDR JUMP - Die Themen des Tages | 01. Februar 2019 | 12:45 Uhr